Antwort von Dr. Markus Pössel an Peter Ripota

von Jocelyne Lopez

Ich verweise auf die Anfrage vom Physiker Peter Ripota über die Längenkontraktion in der Speziellen Relativitätstheorie, die ich am 15. Juni 2010 per E-mail an Dr. Markus Pössel vom Albert Einstein Institut vermittelt habe – vor dem Hintergrund unserer Korrespondenz aus dem Jahre 2008 über diese Thematik. Dr. Pössel hat eine nachträgliche Rückfrage von Herrn Ripota als Kommentar in seiner Blog-Diskussion Diskussionen mit unorthodoxen Kritikern nicht freigeschaltet.

Ich kopiere nachstehend die komplette Antwort von Dr. Markus Pössel vom 25. Juli 2010 an Peter Ripota:

From: Markus Poessel
To: Peter Ripota
Sent: Sunday, July 25, 2010 5:04 PM
Subject: Lorentzkontraktion

Sehr geehrter Herr Ripota,

bitte haben Sie Verstaendnis dafuer, dass ich Ihren Kommentar zu meinem Blogbeitrag nicht freigeschaltet habe, da er nicht den Regeln entspricht, die ich fuer die dortige Diskussion gesetzt hatte.

Bitte haben Sie auch Verstaendnis, wenn ich auf Ihre Anfrage zurueckhaltend reagiere. Die Schilderungen in meinem Blogbeitrag, die Sie zu der Aussage veranlassten, Sie koennten meinen „Frust ueber unsachliche Kritiker […] nachvollziehen“, beziehen sich nun einmal auf Jocelyne Lopez; eben diese hatten Sie vor einigen Wochen beauftragt, mir die erste Version Ihrer Fragen und Ihres Katalogs von Aussagen zur Lorentz-Kontraktion zu schicken. Die Assoziation zwischen Ihnen und Frau Lopez macht mich sehr skeptisch, was die Ernsthaftigkeit Ihres Anliegens angeht.

Daher hier nur kurz: Ich teile in weiten Teilen die Auffassung von Klauber in dem von Ihnen zitierten Preprint 0808.1117v1, allerdings mit mindestens einer wichtigen Abweichung: Giulini in gr-qc/0011050 folgend hat das Einsteinsche Synchronisationsverfahren im Vergleich mit den von Klauber zitierten Alternativen eine Sonderstellung.

Die nummerierten Einzelaussagen in Ihrem Kommentar halte ich z.T. fuer irrefuehrend formuliert – dass und wie man z.B. zwischen Messung (Lorentzkontraktion) und Beobachtung (Lorentzkontraktion plus Retardationseffekte) differenzieren muss, steht ja z.B. bei Klauber eindeutig beschrieben; u.a. diese wichtige Unterscheidung lassen Sie einfach fallen.

Des weiteren moechte ich auch Sie auf einen in Vorbereitung befindlichen Beitrag fuer Einstein Online verweisen, der hoffentlich in einigen Wochen online geht, und in dem auch Aussagen zu den von Ihnen angeschnittenen Fragen zu finden sein werden.

Mit den besten Gruessen,
Markus Poessel

Diese Antwort ruft aus meiner Sicht eine ganze Menge Fragen hervor:

1. Zitat Dr. Markus Pössel: Die Assoziation zwischen Ihnen und Frau Lopez macht mich sehr skeptisch, was die Ernsthaftigkeit Ihres Anliegens angeht.

Woraus besteht der Zweifel von Dr. Pössel, dass sowohl die von mir per E-Mail vermittelte Original-Anfrage von Peter Ripota über die Längenkontraktion in der Speziellen Relativitätstheorie, als auch seine nicht freigeschaltete Anfrage über dieselbe Thematik direkt im Blog von Dr. Markus Pössel als „ernsthaft“ anzusehen seien? Ist die Längenkontraktion in der Relativitätstheorie – eine seit 100 Jahren umstrittene, offene Kernfrage der Theorie – nicht „ernsthaft“ zu hinterfragen, zu behandeln und zu klären? Sind die von Herrn Ripota genannten Quellen über verschiedenen Auffassungen unter den Mainstream-Autoren der Relativität nicht als „ernsthaft“ anzusehen?


2. Zitat Dr. Markus Pössel: Ich teile in weiten Teilen die Auffassung von Klauber in dem von Ihnen zitierten Preprint 0808.1117v1, allerdings mit mindestens einer wichtigen Abweichung: Giulini in gr-qc/0011050 folgend hat das Einsteinsche Synchronisationsverfahren im Vergleich mit den von Klauber zitierten Alternativen eine Sonderstellung“.

– Inwiefern ist die „in weiten Teilen“ von Dr. Pössel angegebene Präferenz für eine der aufgelisteten Auffassungen (Klauber) eine schlüssige und angemessene Antwort, wenn er schon allein bei dieser Präferenz „mindestens eine wichtige Abweichung“ seiner eigenen Auffassung angibt?

– Inwiefern ist die Auffassung des Autors Klauber relevant, wenn sie nach dem Autor Giulini sich nicht auf die „Sonderstellung“ des Einsteinischen Synchronisationsverfahrens bezieht? Es handelt sich ja hier ausgerechnet um die Relativitätstheorie Einsteins und ihre Sonderstellung in der Physik.

3. Zitat Dr. Markus Pössel: Die nummerierten Einzelaussagen in Ihrem Kommentar halte ich z.T. fuer irrefuehrend formuliert – dass und wie man z.B. zwischen Messung (Lorentzkontraktion) und Beobachtung (Lorentzkontraktion plus Retardations-effekte) differenzieren muss […] lassen Sie einfach fallen“.

Die 10 nummerierte Einzelaussagen von Peter Ripota sind eine kurze, stichworthaltige Darlegung der Widersprüche (und keine Rezensionen), die er aus den verlinkten Quellen für die Leser herausgearbeitet hat und die auch gut allgemeinverständlich sind.

– Welche der nummerierten Einzelaussagen von Peter Ripota hält Dr. Pössel für „irreführend formuliert„? Nur einige? Oder alle?

– Inwiefern hält Dr. Markus Pössel die Darstellung dieser 10 Einzelaussagen in einer allgemeinverständlichen Sprache aus den Veröffentlichungen von Mainstream-Autoren für „irreführend“? Ist die Darlegung von Peter Ripota irreführend oder sind es die Autoren-Auffassungen, die irreführend sind?

– Was für eine Differenzierung deutet Dr. Markus Pössel zwischen einer „Messung“ (Lorenztkontraktion)“ und einer „Beobachtung (Lorentzkontraktion plus Retardationseffekte)“ an?

– Wie würde Dr. Pössel die abweichenden Auffassungen über die Längenkontraktion der Mainstream-Autoren selbst formulieren? Es obliegt Dr. Markus Pössel etwaige, aus seiner Sicht „irreführende Formulierungen“ klarzustellen, Herr Ripota ist ja hier nur der Fragende, die Quellen wurden angegeben und man kann davon ausgehen, dass Dr. Markus Pössel als Experte der Relativität alle dieser Autoren kennt. Die britische Mathematikerin Gertrud Walton listet zum Beispiel zusätzliche 26 Mainstream-Autoren der Relativitätstheorie auf, die widersprüchliche Auffassungen über die Längenkontraktion vertreten.

– Oder möchte Dr. Markus Pössel damit andeuten, dass diese Autoren keine Widersprüche unter sich ausweisen und eigentlich eine einheitliche Meinung über die Längenkontraktion vertreten – wobei er selbst schon zwischen den Aussagen von Klauber und Giulini „mindestens eine wichtige Abweichung“ zugesteht?

Aus meiner Sicht geht die Antwort von Dr. Markus Pössel völlig an die Anfrage und das Anliegen von Peter Ripota vorbei und bedarf auf jeden Fall einer ernsthafteren Beschäftigung von Dr. Markus Pössel mit der dargelegten Problematik, sowie einer eingehenden argumentativen Ausräumung der ausgeführten Einwände und Widersprüche, damit ein konstruktiver wissenschaftlicher Meinungsstreit ermöglicht wird.

 

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Siehe auch einen Bericht von Peter Ripota in seinem Buch „Mythen der Wissenschaf – Teil 1: Die Relativitätstheorien“ über diesen Austausch mit Markus Pössel, ab Seite 49:  Was sagt die Wissenschaft dazu?

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2 Antworten zu “Antwort von Dr. Markus Pössel an Peter Ripota”

  1. Relativitätstheorie: Betrug durch Schweigen und sprachlichen Wirrwarr | Blog - Jocelyne Lopez

    […] gleiche Frage der Natur der Längenkontraktion den Physiker Peter Ripota 2010 abserviert, siehe: Antwort von Dr. Markus Pössel an Peter Ripota. Seitdem hat Pössel das Risiko einer verbindlichen Aussage noch strenger ausgeschlossen: Er […]

  2. Relativitätstheorie: Die “diplomatischen” Antworten der etablierten Relativisten | Blog - Jocelyne Lopez

    […] später versucht, die Frage schnell aus dem Weg zu gehen und gleich den Kontakt abgebrochen, siehe: Antwort von Dr. Markus Pössel an Peter Ripota. Seitdem hat sich Pössel meines Wissens nie wieder über die Spezielle Relativitätstheorie  […]

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