Die Relativitätstheorie als „Geschenk von oben“
von G.O. Mueller
Die Forschungsgruppe G.O. Mueller berichtet im Kapitel 2 – Fehlerkatalog (G: Minkowski-Welt / Fehler Nr. 8 ) ihrer Dokumentation über eine sonderbare Kausalität für die behauptete Längenkontraktion von bewegten Objekten in der Speziellen Relativitäts-theorie:
Nach Minkowski soll die Längenkontraktion “ein Geschenk von oben” sein
Minkowski behandelt in seinem Vortrag 1908 die Längenkontraktion (S. 58-59). Lorentz habe sie als Hypothese zur Erklärung des Michelson-Morley-Versuchs eingeführt. “Diese
Hypothese klingt äußerst phantastisch. Denn die Kontraktion ist nicht etwa als Folge von Widerständen im Äther zu denken, sondern rein als Geschenk von oben, als Begleitumstand des Umstandes der Bewegung.”
Während Lorentz die Kontraktion sehr wohl hypothetisch als physikalische Wirkung der Bewegung gegen den Äther in Form einer elastischen Verformung des absolut bewegten Körpers aufgefaßt hat, ebenso auch M. v. Laue ohne Äther-Hypothese, möchte Minkowski die unvermeidliche und unangenehme Frage nach der Ursache der behaupteten Kontraktion gern loswerden und behauptet zu diesem Zweck von der Kontraktion dreierlei:
(1) sie ist nicht Folge von Widerstand im Äther;
(2) sie ist der Begleitumstand eines Umstandes;
(3) sie ist ein Geschenk von oben.
Klar ist davon nur die erste Aussage: eine Negativ-Behauptung, die als solche schon nicht viel wert ist; im “Begleitumstand eines Umstandes” steckt doch der Gedanke der Folge, von Ursache und Wirkung, wird aber nicht physikalisch ausgeführt; die dritte Aussage als die eigentliche Erklärung ist für jemanden, der die Physik revolutionieren will, zumindest erstaunlich, insbesondere wenn man daran denkt, daß die Relativisten besonders gern gegen Newtons religiöse Vorstellungen über den absoluten Raum wettern.
Für den Physiker ist “ein Geschenk von oben” jedenfalls keine physikalische Erklärung, sondern nur ein unerwartetes Eingeständnis der Hilflosigkeit, in auffallendem Kontrast zur sonstigen Hochstimmung Minkowskis über seine großartige “Ummodelung unserer Naturauffassung“. Die Kontraktion als Folge der relativen Bewegung wird sprachlich unsäglich verklausiert zugegeben, kann jedoch physikalisch nicht erklärt werden. Und mit der Versicherung, wer es nicht gewesen sein soll (der Äther), schränkt Minkowski nur seine Alternativen ein. Das Ganze ist eher eine Nicht-Erklärung.
Nicht uninteressant ist die weitere Behandlung der Längenkontraktion durch Minkowski (S. 59): er versichert, daß die Hypothese von Lorentz „völlig äquivalent“ sei mit seiner eigenen „neuen Auffassung von Raum und Zeit„, „wodurch sie viel verständlicher wird„; zum Abschluß versichert Minkowski noch die völlige Symmetrie (Reziprozität) der Längenkontraktion: „wir würden in genau dem nämlichen Verhältnis das erste Elektron gegen das zweite verkürzt finden„. Damit befindet sich Minkowski jedoch, anders als er glaubt, im Gegensatz zu Lorentz, der seine Kontraktion als real ansah. Minkowski 1908, obwohl einer der Väter der Speziellen Relativitätstheorie, wäre mit seinem Bekenntnis zur Reziprozität auch kein Kronzeuge für die behaupteten einseitigen Effekte der Kontraktion wie der Zeitdilatation bis hin zum Zwillings- Paradoxon.
Minkowski, Hermann: Raum und Zeit : Vortrag, 80. Naturforscher-Vers., Köln 1908, 21. Sept. In: Naturforschende Gesellschaft, Cöln. Verhandlungen. 80. 1909, S. 4-9. Zugl in: Physikalische Zeitschrift. 20. 1909, S. 104-111. Abdruck in: Das Relativitätsprinzip. Lorentz, Einstein, Minkowski. 6. Aufl. 1958, S. 54-66; hiernach zitiert.
- 8. August 2011
- Artikel
10. August 2011 um 12:19
Lieber Herr Müller,
Minkowski ist keinesfalls ein Vater der speziellen Relativitätstheorie, sondern als begabter Nathematiker nahm er sich der Theorie an und baute drum herum ein mathematisches Gerüst, dass zu unserem Leidwesen auch noch stimmig ist. Das Geschenk von oben war ihm suspekt, aber wem will man es verübeln, mit Veröffentlichungen Ruhm und Geld zu verdienen. Seine Verdienste um die vierdimensionale Raum-Zeit sind aus der Physik nicht wegzudenken, haben aber überhaupt nichts mit der SRT zu tun.
Eigentlich müssten wir die Kritik auf Lorentz und Poincaré richten, denn beide standen voll in der Materie. Lorentz ließ es zu, dass die von ihm gewonnenen richtigen Ergebnisse von Einstein fehlinterpretiert wurden. Ich habe den Eindruck, dass außer Max Abraham niemand Lorentz‘ „Versuch …“ richtig studiert hat.
Lorentz und FitzGerald kamen wegen der Ergebnisse eines ellipsoidalen Feldes auf die kuriose Idee der Längenkontraktion, aber das Übel steckt wesentlich tiefer in der Zeitgleichung, die Lorentz nicht begründen konnte, und die später niemand beweisen wollte! Einen Ansatz dazu finden Sie in der Fünfer-Transformation (wwlange.de).
Lesen Sie bitte Lorentz „Versuch …“ § 22 Gl.(23). In dieser Potenzialgleichung steht vor dem ersten Differenzialausdruck im Zähler (V²-p²). Das ist nicht Pythagoras sondern der dritte binomische Lehrsatz (V+v)(V-v), und damit offensichtlich ein Synonym für die Lichtgeschwindigkeiten in und gegen die Bewegungsrichtung. Der Beweis wird gelegentlich veröffentlicht.
Mit freundlichen Grüßen!
Wolfgang Lange