CERN-Experiment: Laufen die Neutrinos doch schneller als das Licht?

von Jocelyne Lopez

Ich verweise auf meinen Schriftwechsel aus dem Jahre 2012 mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) über die Klärung der Frage, wie die Uhren beim Neutrino-Experiment (CERN) synchronisiert wurden, siehe komplette Zusammenstellung der Austausche in diesem Blog: Neutrino-Experiment: Anfrage an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt.

Da ein wesentlicher Punkt noch ungeklärt geblieben ist, habe ich am 16. März 2013 folgende Rückfrage an die PTB per E-Mail geschickt:

  

An den Präsidenten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB)
Herrn Professor Dr. Joachim Hermann Ullrich
Neutrino-Experiment zwischen CERN und LNGS
Unser Schriftwechsel zwischen dem 31.05.2012 und dem 20.07.2012 (Robert Wynands)
Hier: Rückfrage
16. März 2013

Sehr geehrter Herr Professor Ullrich,

ich komme auf unseren o.g. Schriftwechsel aus dem Jahre 2012 zurück, dessen Zusammenstellung Sie zum leichteren Übersicht auch aus folgender Webseite entnehmen können:

da für mich als naturwissenschaftlich interessierte Bürgerin eine wichtige klärungsbedürftige Frage hinsichtlich der Interpretation des Experiments besteht, die ich leider weder aus eigenen Überlegungen noch aus regen Austauschen in Diskussionsforen nachvollziehen kann.

Sie schrieben am 28.06.12, dass die Effekte der Relativitätstheorie zur Synchronisation der Uhren korrekt zugrunde gelegt wurden – womit im Kontext von der Annahme c=const die Rede war – und dass das Experiment die Relativitätstheorie bestätigt habe: Die Neutrinos laufen nicht schneller als das Licht:

    Zitat PTB 28.06.12:
    Sie hatten sich an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt gewandt, um zu fragen, ob bei der GPS-Kalibrierung für die Neutrino-Laufzeitmessungen des OPERA-Experimentes alles korrekt verlaufen ist. Um es kurz zu machen: Ja.
    Die Kalibrierung von GPS-Zeitsynchronisationsverbindungen ist seit Jahren eine Routineangelegenheit für die Zeitlaboratorien dieser Welt. Die hohe Präzision, die dort erreicht wird, ist nur möglich, indem alle relevanten Effekte von Relativitätstheorie, von Atmosphärenphysik und von der Elektronik in den Satellitenterminals berücksichtigt werden. Sie können also beruhigt sein, dort ist nichts schief gegangen. […] Und dann wurden vom gleich neben OPERA aufgebauten ICARUS-Experiment im März neue Daten präsentiert. Ergebnis: Die Neutrinos laufen nicht schneller als das Licht. Nach Reparatur ihres Aufbaus kann das nun auch OPERA bestätigen — das ursprüngliche Problem ist also vollständig geklärt, und in dieser Hinsicht ist die Welt wieder in Ordnung.“          

Am 20.07.2012 schrieben Sie dagegen aus meiner Sicht widersprüchlicher Weise, dass Sie davon ausgehen, dass die relativistische Annahme c=const durch den Sagnac-Effekt c + v bei der Synchronisation der Uhren „korrigiert“ wurde:

Zitat PTB 20.07.2012:

Wir haben es nie in Frage gestellt, dass sowohl der Hersteller unseres Empfängers als auch der Autor der R2CGGTTS-Software, die vom BIPM gepflegt und verteilt wird, den Sagnac-Effekt korrekt einrechnen. […] Wie gesagt, weil alle Ergebnisse konsistent zusammenpassen, haben wir keinen Grund zur Annahme, dass die Software des BIPM einen Fehler bei der Korrektur der relativistischen Effekte (Sagnac) enthalten könnte.“

Es entsteht dann für mich, sowohl physikalisch, als auch mathematisch und logisch, ein nicht lösbares Verständnisproblem:

Wie kann man die Annahme c=const durch die Annahme c+v korrigieren, wobei das Ergebnis trotzdem c=const bleibt?

Sie schreiben, dass „die Ergebnisse konsistent zusammenpassen“. Diese Aussage kann ich überhaupt nicht nachvollziehen: Womit passen die Ergebnisse konsistent zusammen: mit c=const oder mit c+v? Beide Aussagen schließen sich nämlich mathematisch und logisch völlig aus, sie können nicht gleichzeitig gültig sein. Physikalisch sind sie auch nicht zu vereinbaren: Entweder laufen die Neutrinos mit c oder sie laufen mit c+v. Auch fachlich qualifizierte Teilnehmer in Diskussionsforen in den letzten Monaten konnten sich den Widerspruch zur offiziellen Interpretation des Experiments weder mathematisch noch physikalisch erklären.

Da es sich um eine grundlegende Frage im öffentlichen Interesse zur Interpretation der Ergebnisse des Experiments handelt, bitte ich Sie, für interessierte Bürger aus der Öffentlichkeit nachvollziehbar die Argumentation darzulegen, die Sie zu der Interpretation geführt hat, dass die Neutrinos nicht schneller als c laufen, obwohl der gegenseitige Sagnac-Effekt c+v als Korrektur korrekt eingerechnet wurde.

Für eine Antwort bis zum 16.04.2013 danke ich im Voraus und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Jocelyne Lopez

.

3 Antworten zu “CERN-Experiment: Laufen die Neutrinos doch schneller als das Licht?”

  1. Peter Rösch

    Gut, Jocelyne. Wir kennen dieses Problem aus der Analyse des „Additionstheorems“, das für das Licht lautet:
    (c + v)/(1 + v/c) = c.
    Man sieht, da teilen die Relativitätstheoretiker c + v durch eine Zahl, und dann wird c daraus; mathematisch an sich möglich, physikalisch aber katastrophal. Denn im System Relativitätstheorie ist der Term c + v gar nicht definiert, sondern lediglich c. Kurzgefaßt heißt das für die Relativitätstheorie, daß hier Undefiniertes geteilt durch eine Zahl Definiertes ergibt. Deshalb ist in diesem System alles und auch das Gegenteil davon richtig. Mit Physik hat das aber nichts zu tun. Auch dies ist ein klarer Hinweis auf die Herkunft der Relativitätstheorie, die eben von einem Mathematiker – Ferdinand Lindemann – entworfen wurde, was dieser schon im Vorfeld, 1904, selbst eingeräumt hat.

  2. Peter Rösch

    In der Diskussion um die Neutrinogeschwindigkeit ist untergegangen, daß die Geschwindigkeitsmessungen an einem Schwarm erfolgten, mithin statistischen Charakter hatte. Wenn dabei Lichtgeschwindigkeit herauskommt, bedeutet dies in einer statistischen Messung naturgemäß,
    daß einzelne Neutrinos sie überschritten haben müssen.

  3. Veit Hartung

    Sehr geehrte Frau Jocelyne Lopez,

    mag sein, dass meine Nachricht nach so langer Zeit ins Leere geht, aber einen Versuch ist es mir wert. Hab erst heute Ihre Seite gefunden.

    Ich befasse mich seit langem mit wissenschaftlichen Fragen auf sehr vielen Gebieten.

    Dabei bin ich oft auf unerklärbare Dinge gestoßen, welche gewöhnliche Menschen als Spinnerei oder Hokuspokus abtun.

    Betrachte ich unser Leben, konstatiere ich folgende Dinge:

    unsere Sinne – allein im Rahmen unseres menschlichen Verständnisses –
    sind im Spektrum akustisch, optisch, haptisch und phonetisch sehr bescheiden.

    Darüber hinaus beanspruchen wir nach vielleicht tausend (?) Jahren Forschung ein Universum zu begreifen, welches 14 MRD Jahre existieren soll.

    Gut ich lass es erstmal. Die Wahrscheinlichkeit, eine Antwort zu erhalten ist wohl fast Null.

    Liebe Grüße Veit

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