Wissenschaftsjournalismus à la Ulf von Rauchhaupt: Spinner
von Jocelyne Lopez
Aussagen vom Wissenschaftsjournalisten Ulf von Rauchhaupt in seinem Artikel „Was bremst denn da im Weltall?“ in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 30.9.2001:
„Nun stellt man Einstein nicht leichtfertig in Frage. Zweifel an der Relativitätstheorie gelten unter Physikern als unseriös. Sie ist eine der am besten überprüften Theorien überhaupt – und zugleich beliebte Zielscheibe von Spinnern.“
zitiert aus Kapitel 3 – Das Relativitätsmärchen und die Fakten der Dokumentation der Forschungsgruppe G.O. Mueller – in dieser Dokumentation werden 3789 kritische
Arbeiten von weltweit ca. 1300 Autoren über eine Zeitspanne von 95 Jahren vor-gestellt, darunter Professoren, Doktoren, Ingenieure, Techniker, Philosophen, Erkennt-nistheoretiker, Gelehrte und Nobelpreisträger.
Der gute Ulf von Rauchhaupt sollte also ein bisschen präziser sein, damit jeder Leser eindeutig erkennen kann, wer hier ein Spinner ist.
Wohl dafür, dass er die Kritiker der Relativitätstheorie als Spinner bezeichnet, darf sich Ulf von Rauchhaupt mit dem Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik 2009 schmücken, wie übrigens 2007 sein Kollege Dr. Markus Pössel vom Albert Einstein Institut, der als Experte der Relativitätstheorie zwar anstatt „Spinner“ die englische Bezeichnung „crank“ für die Kritiker dieser Theorie bevorzugt, jedoch nicht einmal in der Lage ist zu sagen, ob die relativistischen Effekte, die die Kernaussage seiner Lieblingstheorie darstellen, Anschein oder Realität sind. Ja sicher, man müsste deutlicher in der Öffentlichkeit mitteilen, wer hier die Spinner sind – wahrscheinlich hat man dann eine hohe statistische Wahrscheinlichkeit mit dem „Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik“ geehrt zu werden – wenn es überhaupt vor diesem Hintergrund eine Ehrung sein sollte.
Weiter rezensiert Ulf von Rauchhaupt am 09.12.09 bei FAZ-Online das Buch von Dr. Milena Wazeck „Einteins Gegner“:
Milena Wazeck: Einsteins Gegner – Die Welträtsel wollen gelöst sein!
Zitat Ulf von Rauchhaupt:
„Bei der speziellen Relativitätstheorie etwa haperte es in den Augen ihrer Kritiker schon auf der Ebene der Grundbegriffe mit der Anschaulichkeit.“
Offensichtlich „haperte“ es in erster Linie schon auf der Ebene der Grundbegriffe mit der Anschaulichkeit bei Albert Einstein selbst. So ist z.B. Einstein nicht in der Lage gewesen in seinem 2. Postulat zu definieren, was er mit einem „ruhenden“ Beobachter bei der Messung der Lichtgeschwindigkeit gemeint hat. Aus den Original-formulierungen Einsteins in seiner Speziellen Relativitätstheorie 1905 ist nämlich keine Spur von einer eindeutigen Definition des Zustands der Ruhe eines Beobachters zu finden, obwohl Einstein seine Theorie auf einer Messung und auf ihren Meßergebnis aufbaut, wo ausgerechnet ein „ruhender“ Beobachter die Geschwindigkeit eines Lichtstrahls misst. Es wird gerne übersehen oder totgeschwiegen, dass Einstein in seinem Postulat und weiter im Text das Wort „ruhend“ stets in Anführungszeichen gesetzt hat, wahrscheinlich weil er selbst nicht genau wusste, wovon er sprach. Diese fehlende Definition von einem Grundbegriff hätte bei einer seriösen Prüfung der Theorie vor der Veröffentlichung dieser Arbeit auf jeden Fall moniert werden sollen. Es ist jedoch historisch belegt, dass so eine Prüfung nicht stattgefunden hat – dafür reichliche Munkeleien.
Vielleicht ist aber Herr Ulf von Rauchhaupt, der die Kritiker der Relativitätstheorie als Spinner bezeichnet, selbst auch nicht in der Lage zu klären, was aus seiner Sicht Albert Einstein mit dem Wort „ruhend“ in Anführungszeichen für den Zustand eines „Koordinatensystems“ gemeint hat. Die Erläuterung dazu habe ich allerdings bedauerlicherweise bis jetzt von keinem Anhänger der Speziellen Relativitätstheorie gehört, ob Spinner oder nicht.
Milena Wazeck, Mitarbeiterin des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte – die als Politikwissen-schaftlerin m.W. keine fachliche Ausbildung in der Physik absolviert hat – schlägt natürlich in die gleiche Kerbe:
Zitat Milena Wazeck:
„Während in der Auseinandersetzung mit der speziellen Relativitätstheorie exzessiv gerechnet wurde, […] versuchte kaum ein Einstein-Gegner die allgemeine Relativitätstheorie zu widerlegen. Die Kritik setzte hier vielmehr gerade bei deren Unverständlichkeit, Kompliziertheit und Unanschaulichkeit ein.“
Vielleicht sollte Frau Wazeck wiederum selbst versuchen, anstatt „exzessiv“ zu rechnen, erst einmal die „Unverständlichkeit, Kompliziertheit und Unanschaulichkeit“ der Annahme Einsteins in seiner Speziellen Rela-tivitätstheorie der Nachwelt zu erläutern und z.B. auch die Bedeutung der Anführungszeichnen bei dem Wort „ruhend“ für den Zustand eines „Koordinatensystems“ aus ihrer Sicht zu erklären. Oder aber sollte sie uns vielleicht verraten, ob es sich bei den relativistischen Effekten um Anschein oder Realität handeln soll, zwei Grundbegriffe, wo es bei Albert Einstein und seinen Anhängern offensichtlich auch mit der „Unver-ständlichkeit, Kompliziertheit und Unanschaulichkeit“ gewaltig hapert. Dann wären zumindest seit über 100 Jahren endlich zwei grundsätzliche Kritikpunkte geklärt, das wäre konstruktiv. Ob Frau Wazeck sich jedoch je mit der mysteriösen Bedeutung der Annahmen und der Begriffe Einsteins auseinandergesetzt hat ist eher unwahrscheinlich: ihre Spezialität besteht wohl hauptsächlich darin, über vermeintliche antisemitische und rassistische Motivationen der Kritiker der Relativitätstheorie zu spekulieren, dabei die statistischen Auswertungen dieser historischen Gegebenheiten zu ignorieren bzw. nach ihren Wunschvorstellungen zu interpretieren, und somit die Kritiker der Speziellen Relativitätstheorie in einem „bräunlichen Sumpf“ zu stecken, sowie die öffentliche Meinung zu manipulieren – Siehe mein Brief an Frau Wazeck vom 29.09.08, der natürlich nicht beantwortet wurde, die gute Frau Wazeck pflegt nämlich die großartige Strategie, die Kritiker der Relativitätstheorie „durch Nichtbeachtung zu marginalisieren„.
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Siehe auch:
Die Relativitätstheorie: Eine wissenschaftliche Massensuggestion
Der verleumderische Antisemitismus-Vorwurf zur Abwehr von Kritik
Milena Wazeck und “der bräunliche Sumpf der Physik”
Ansprache an Prof. Dr. Jürgen Renn wegen Milena Wazeck und Kritik der Relativitätstheorie
Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und Geschichtsfälschung
Der Terror der Anhänger der Relativitätstheorie
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- 26. September 2011
- Artikel