Requiem für die Spezielle Relativität
von Georg Galeczki
Das GOM-Projekt referiert stichworthartig in seiner Dokumentation zwei Arbeiten von Georg Galeczki:
1993 – The ultimate speed and Weber’s potential
In: Physics essays. 6. 1993, Nr. 3, S. 448-450
Ein Vergleich von Einsteins Spezieller Relativitätstheorie und der Ampère-Weber-Elektrodynamik hat ergeben: „In the STR [=special theory of relativity] the reason for an ultimate speed is that the mass of a body is a function of its velocity relative to an inertial
observer, which is also reflected in the kinetic energy of the body …On the other hand, in the theory of Weber and in extensions of it, the reason for an ultimate speed is not a change in the kinetic energy, but a change in the potential energy …“ (S. 448).
– Verwendet von Lévy-Leblond entwickelte Unterscheidung von drei verschiedenen Begriffen von Geschwindigkeit (velocity; rapidity; celerity). Unterscheidet „radar velocity“ (Laufzeit des Lichts hin und zurück, mit Uhr gemessen) und „time-offlight velocity“ (Teilchen-Geschwindigkeit, ein Weg gemessen von zwei Beobachtern mit synchronisierten Uhren) (S. 448).
– Die Spezielle Relativitätstheorie ist rein kinematischer Natur, weshalb die Newtonsche Dynamik und besonders die Erhaltungssätze nicht Teil der Speziellen Relativitäts-theorie sind (S. 449).
– Nach Gordeyev (1979) können die Geschwindigkeitsabhängigkeit der Masse und die Masse-Energie-Beziehung gewon-nen werden, „without making assumptions on the transformational properties of spacetime“ (S. 449).
– Da „radar velocity“ und „time-of-flight velocity“ verschieden sind, können die Experimente von Kaufmann und Bertozzi die Spezielle Relativitätstheorie nicht bestätigen, wie bisher angenommen (S. 450).
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1997 – Requiem für die Spezielle Relativität – Georg Galeczki, Peter Marquardt.
Umfassende Darstellung aller Probleme der Speziellen Relativitätstheorie, systematisch in allen Bezügen zu Allgemeiner Relativitätstheorie, Quantentheorie und auch zur Thermodynamik, jedes Einzelproblem wird eingehend und – wo erforderlich – auch auf seine historischen Wurzeln untersucht.
– Erstmals eine genaue und differenzierende Darstellung auch der sozialen Einbettung bzw. Ausgrenzung der Kritiker, im internationalen Horizont: die Theorie als reines Dogma, verteidigt von den Gläubigen „um jeden Preis“, von Orthodoxen und Fundamentalisten; die Kritiker, die nur bestimmte Züge der Theorie kritisieren, im übrigen jedoch die Theorie anerkennen, und die Ketzer, deren Kritik zur vollständigen Ablehnung der Theorie führt.
– Zur letzteren Gruppe rechnen sich auch die Autoren Galeczki und Marquardt. Ihr zentraler Vorwurf an die Fachwelt (S. 22): „Der eigentliche Skandal liegt demgemäß nicht in der Falschheit der Aussagen, sondern in der Unterdrückung ihrer Korrektur.“ Die Existenz der Kritik von Anfang an wird belegt mit 283 Literaturangaben (S. 242-266). Die Unterdrückung der Kritik wird durchgängig angeprangert, die Unfähigkeit der Fachwelt zur Selbstkorrektur wird offensichtlich gemacht; zur Frage, wie eine Aufarbeitung der jahrzehntelangen Unterdrückung der Wahrheit (der Haltlosigkeit der Speziellen Relativitätstheorie) praktisch bewirkt und in Gang gesetzt werden kann, wissen die Autoren allerdings auch keinen Rat. Sie bauen in ihrem Buch auf die klare Argumentation der Kritik und auf eine Darstellung, die auch die unterhaltsamen Seiten und oft absurden Pointen einer Dogmenherrschaft herausarbeitet.
– Angesichts der angestrebten systematischen Vollständigkeit braucht man hier nur auf einige Schwerpunkte hinzuweisen: Kap. 2: „Die Macht der Mathematik“ behandelt die Tricks und Irrtümer, zu denen eine direkte Übernahme mathematischer Methoden als physikalische Erkenntnisse führen kann.
– Kap. 3: „Paradoxes im Überblick“ liefert eine süffisante Darstellung aller Absurditäten, die den „Glauben an Unmögliches“ voraussetzen.
– Kap. 4: „Auf den Spuren von E=mc²“ zeigt auf, wo die „berühmteste Formel der Wissenschaft“ herkommt und was sie wirklich bedeutet.
– Insgesamt eine großartige Leistung der Zusammenschau und gleichzeitiger Differenzierung; für ein allgemeingebildetes Publikum, je nach Erwartungshaltung, die Zerstörung aller Illusionen über unsere nüchtern-objektiven Forscher oder die genüßlich-genießerische Entfaltung eines Wissenschafts-Krimis.
Als eine Summe der Kritik zum Ende des 20. Jahrhunderts eine großartige Leistung, die leider nur ein deutschsprachiges Publikum würdigen kann, weil ihr gegenwärtig keine englischsprachige Publikation als ebenbürtig und gleichermaßen wirksam zur Seite gestellt werden kann. Im Interesse einer internationalen Wirkung der Theoriekritik wäre eine Übersetzung ins Englische sehr zu wünschen.
– Als Physiker vom Fach vermeiden die Autoren verständlicherweise den harten Vorwurf eines Betrugs der Öffentlichkeit; in der Sache läuft ihre Darstellung jedoch auf nichts weniger hinaus.
– Als einzige Zeitschrift hat bisher das P.M.-Magazin positiv über das Buch berichtet: nur deshalb hat „Bild der Wissenschaft“ sich zu einer fast wütenden Replik veranlaßt gesehen. Interessant wird es sein zu sehen, ob dieses Buch im Jubeljahr 2005 der Relativisten noch eine gewisse ernüchternde Wirkung entfalten kann.
- 3. Dezember 2011
- Artikel