La relativité des phénomènes: les conceptions nouvelles d’Einstein

von Gaston Moch

La relativité des phénomènes: les conceptions nouvelles d’Einstein;
la masse et lénergie; l’espace à quatre dimensions et le temps; les mondes fictifs
Gaston Moch

Paris: Flammarion 1921. 366 S. (Bibliothèque de philosophie scientifique)
books-google.com

Die Forschungsgruppe G.O. Mueller referiert in der Ergänzung des Kapitels 4 ihrer Dokumentation diese Arbeit von Gaston Moch:

Trägt im Rahmen einer apologetischen Darstellung von Speziellen Relativitätstheorie und Allgemeinen Relativitätstheorie (Kap. 1-17) auch gravierende Einwendungen vor, z. B. zur Realität der Längenkontraktion (S. 133-134): es gibt im Universum nicht nur zwei Systeme, sondern unendlich viele, die sich alle gegeneinander bewegen; wenn also ein Körper allein wegen seiner relativen Bewegung eine Deformation erführe, dann hätte er in demselben Zeitpunkt unendlich viele verschiedene Längen, was offensichtlich absurd ist („il se trouverait avoir, en même temps, une infinité de longueurs différentes, ce qui est évidemment absurde„).

Dagegen weist seine Darstellung der Zeitdilatation keinen analogen Kritikpunkt auf. Die Zuspitzung im Zwillingsparadoxon erwähnt er hier bemerkenswerterweise überhaupt nicht. (Das Buch hat keinen Index, sodaß man auf die Durchsicht angewiesen ist. So findet man erst in Kap. 20 Langevin und den reisenden Zwilling.)

Stellt im 4. Abschnitt „Discussion“ (Kap. 18-22) die apologetischen Absichten zurück und diskutiert die problematischen Aspekte der Theorien: Theoriekritik, Äther, Geometrie, Kosmologie u.a.

– Widmet in Kap. 18 den Kritikern ein eigenes Unterkapitel (S. 248-256): „Contradicteurs„. Behandelt die Kritik von Max Abraham und Hans Christiansen (Deutschland), Marcel Brillouin, Léon Lecornu, Alfred Lartigue, Louis Rougier, Lucien Fabre u. Henri Varcollier (Frankreich), Ch. Ed. Guillaume (Schweiz), H. A. Lorentz (Niederlande), mehrere von Ihnen mit Zitaten aus ihren kritischen Veröffentlichungen.

– Wendet gegen die Nennung von H. A. Lorentz als Kritiker ein, er sei schließlich zusammen mit Einstein und Minkowski Autor des Sammelbandes „Das Relativitätsprinzip“ und könne daher nicht als Kritiker gelten (vgl. hierzu die in der vorliegenden Dokumentation nachgewiesenen kritischen Veröffentlichungen von Lorentz vor 1921).

– Bezeichnet die Kritik aller behandelten Autoren als irrelevant, weil sie von der Mehrheit der Fachkollegen nicht geteilt wird.

Sieht vor allem mit der triumphalen Bestätigung der Theorie durch die Beobachtungen der Sonnenfinsternis von 1919 alle Kritik als erledigt an.

Sieht z. B. eine klare Alternative für die Wirkung der Gravitation (S. 260-263): entweder sie wirkt direkt und augenblicklich (instantane Fernwirkung) oder sie muß vermittelt werden durch ein Medium (z. B. den Äther); findet es verwunderlich, daß die Physiker beide Alternativen ausschließen („Il est curieux que des physiciens puissent nier à la fois l’une et l’autre sans avoir l’impression d’une contradiction.“)

– Verweist auf Albert Einsteins Leidener Vortrag von 1920, zitiert dessen Aussage, daß für die Allgemeine Relativitätstheorie ein Raum ohne Äther unvorstellbar sei, was viele Kommentatoren Einsteins in Schwierigkeiten bringen wird (S.275). Fragt zur Krümmung des Raumes durch die Gravitation, ob eine solche Relativierung der Geometrie zulässig ist, und verneint es (S. 288): „Or, il est permis d’être troublé par cette audacieuse conception de la géométrie devenue relative. On peut même aller jusqu’à s’insurger contre elle. Pourt ma part, elle me semble résulter d’un simple jeu de mots inconscient.“ Die behauptete Raumkrümmung und die daraus abgeleitete Erkenntnis, daß es wegen der gravitativen Krümmung keine geraden Verbindungslinien im Raum mehr gebe und man deshalb die euklidische Geometrie aufgeben müsse, sind physikalische Eigenschaften, die die euklidische Geometrie keinesfalls beeinträchtigen können. Bezeichnet die Relativierer der Geometrie als „outranciers du relativisme“ (S. 293) und die euklidische Geometrie als absolut (S. 294). Fragt in Kap. 20 (S. 295) zu Langevin und dem reisenden Zwilling, ob Langevin seine Hypothese überhaupt ernst gemeint hat; in diesem Fall „on doit présumer qu’il se serait gravement trompé„. Denn nichts erlaubt uns anzunehmen, daß die Reisebedingungen keine Auswirkungen auf die Gesetze der Physiologie unseres Körpers haben.

– Kritisiert manche Aussagen als Wortspielereien, wozu er auch Minkowskis 4-D-Welt rechnet (S. 298). Widmet das Kap. 22 der Frage von Grenzgeschwindigkeiten. Bezweifelt die Behauptung von C als Grenzgeschwindigkeit, weil schon für die Ausbreitung der Gravitation eine vielfach höhere Geschwindigkeit angenommen werden muß (S. 319). Kritisiert die Aussage Albert Einsteins über C als Maximalgeschwindigkeit als einen Zirkelschluß (S.325). Weist auf die Tatsache hin, daß der Michelson-Morley-Versuch ein geringes positives Ergebnis gehabt hat (S. 327), und daß die Lichtgeschwindigkeit begründeterweise als variabel gelten muß (S. 328).  

Insgesamt beeindruckt der Zielkonflikt, in den der Autor sich begibt: einerseits eine einleuchtende Apologetik liefern zu wollen, ohne andererseits seine Kritik zu verleugnen, die bis an die Grundlagen der Theorie geht (Realität oder Anschein der angeblichen Effekte, Zwillingsparadoxon, nicht-euklidischer Raum). – Charakteristisch ist sein Fehlschluß, daß H. A. Lorentz wegen des Abdrucks seiner Arbeiten in dem bekannten Sammelwerk kein Kritiker der Speziellen Relativitätstheorie sein könne: genau deshalb nehmen die meisten Autoren die massiv-krtitischen Arbeiten Lorentz gar nicht wahr. Die Propaganda der Relativistik ist also stärker als die Bereitschaft des Publikums, selbst zu lesen.

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