Minkowski-Welt – Fehler Nr. 2

von G.O. Mueller

Dokumentation von G.O. Mueller Kapitel 2 – Fehlerkatalog (G: Minkowski-Welt / Fehler Nr. 2) (English Version…):

Raum (3 Raum-Koordinaten) und Zeit (1 Zeit-Koordinate) sollen nur „in einer Art Union … Selbständigkeit bewahren“

Minkowski sagt im ersten Absatz seines Vortrags 1908 (S. 54), „nur noch eine Art Union“ von Raum und Zeit soll „Selbständigkeit bewahren„. Dieser Unions-Gedanke wird von den meisten Relativisten gewöhnlich bis zur Identität verschärft: die
3 Raumkoordinaten und die eine Zeitkoordinate werden als gleichrangig oder gleichwertig bezeichnet. Manche dieser Autoren behaupten aber in demselben Text an anderer Stelle trotz der angeblichen „Union“ dann doch die bekannte Verschiedenheit zwischen Raum und Zeit: sie bieten auch in dieser Frage Widersprüche an.

Minkowski hat es ihnen vorgemacht, denn eine Seite weiter (S. 55) tritt auch er bereits den Rückzug an: „Ich respektiere aber noch das Dogma, daß Raum und Zeit je eine unabhängige Bedeutung haben.“ Was bedeutet dann die Union? Das ist ein Widerruf, allerdings befristet, denn man weiß nicht, wie lange noch er respektiert, und die Abwertung als „Dogma“ signalisiert schon, daß die Unabhängigkeit von Raum und Zeit nicht sein Herzenswunsch ist.

Die Kritik der Gleichsetzung und Identifizierung von Raum- und Zeit-Koordinaten ist bereits in der ersten Kritik-Phase (1909-1914) massiv vorgetragen worden, so z.B. Paul Bernays (1911): jegliche Gleichsetzung und Union ist irrig, z. B. weil der Raum isotrop ist, während die Zeit eine Richtung hat.

Bernays Argumentation: Zwischen Raum und Zeit besteht keine durchgängige Analogie: im Raum sind alle Richtungen gleichberechtigt; die Zeit dagegen hat eine ausgezeichnete Richtung; deshalb sind beide nicht gleichberechtigt (S. 477).

– Der zeitlichen Aufeinanderfolge entsprechen Kausalzusammenhänge; dem räumlichen Nebeneinander entspricht keine physikalische Verknüpfung (S. 477-478).

– Die Theorie liefert keine neuen Erkenntnisse über das Verhältnis von Raum und Zeit (S. 478).

– Bernays‘ Argumente sind in der Folgezeit von den Kritikern wiederholt vorgebracht worden und konnten von den Relativisten nie entkräftet werden.

Die Relativisten beweisen durch ihre inneren Widersprüche, daß sie sich immer ein Hintertürchen offen lassen wollen: im Ernstfall sind sie es nicht gewesen. Das Pendeln zwischen „Union“ und „Selbständigkeit“ hat für die Relativisten zwei gewaltige Vorteile: nur mit der „Union“ können sie ins fiktionale Paradies der Minkowski-Welt mit vier Dimensionen und gleich zu behandelnden Koordinaten gelangen, in der alles mathematisch bewiesen werden kann und die große Freiheit von den Zwängen der physikalischen Welt herrscht, weil sie nur auf Millimeterpapier stattfindet. Auf dem Rückweg in die Welt der dreidimensionalen Wirklichkeit möchten sie ihre wunderbaren Ergebnisse der Vierdimensionalität als ganz gewöhnliche und mathematisch gesicherte Erkenntnisse verkaufen: über die Irrelevanz dieser Importe in der Dreidimensionalität täuschen sie sich selbst.

Die Methode Albert Einsteins, in seinen Text von 1905 klare Widersprüche einzubauen und so seine Konstruktionen durch Desinformation vor Kritik zu schützen, wird auch von Minkowski befolgt: einmal nur die Union von Raum und Zeit, dann wieder ihre Unabhängigkeit, so hat man alle Positionen besetzt und immer recht.

Minkowski, Hermann: Raum und Zeit : Vortrag, 80. Naturforscher-Vers., Köln 1908, 21. Sept. In: Naturforschende Gesellschaft, Cöln. Verhandlungen. 80. 1909, S. 4-9. Zugl in: Physikalische Zeitschrift. 20. 1909, S. 104-111. Abdruck in: Das Relativitätsprinzip. Lorentz, Einstein, Minkowski. 6. Aufl. 1958, S. 54-66. – Bernays, Paul: Über die Bedenklichkeiten der neueren Relativitätstheorie : (Umarbeitung eines im Juni 1911 gehaltenen Vortrags innerhalb der Fries’schen Schule). In: Abhandlungen der Fries’schen Schule. Bd. 4, H. 3. 1914, S. 457-482.

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