Space and time
von Émile Borel
Space and time
Émile Borel
with a new foreword by Banesh Hoffmann.
New York: Dover Publ. 1960. 234 S. (Dover books explaining science and mathematics.)
Unveränderter Text der Aufl. 1926, mit neuem Vorwort
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Die Forschungsgruppe G.O. Mueller referiert in der Ergänzung des Kapitels 4 ihrer Dokumentation dieses Buch von Émile Borel:
Bietet in Kapitel 6 (S. 143-166): „The special theory of relativity“ eine geradezu begeisterte apologetische Darstellung der Speziellen Relativitätstheorie. Erstmals in der Ausgabe 1926 fügte Borel ein weiteres Kapitel 8 an (S. 183-196): „Recent theoretical and experimental researches„, worin er die damals aktuellen Ergebnisse der Interferometer-Versuche von D. C. Miller berichtet. Dieses 8. Kapitel ist auch in der vorliegenden Ausgabe enthalten.
In seinem Vorwort bemüht sich der engagierte Relativitäts-Vertreter B. Hoffmann, den Inhalt des Kapitel 8 als nur noch von rein historischem Interesse und die Ergebnisse von D. C. Miller heutzutage als „allgemein bezweifelt“ hinzustellen und ihre „evanescence“ = Vergänglichkeit zu verkünden (S.VII): „The chapter on recent advances, added in 1926 to bring the translated edition up to date, serves now but to illustrate the evanescence that is the lot of so much of science in the making. Of particular historical interest is the account there of the ether-drift experiments of D. C. Miller, the validity of which is now generally doubted, and the brief comment on the experiments by Einstein that is somehow nostalgically revealing of Einstein himself.“ Immerhin ehrt es Verlag und Herausgeber, daß sie das Kapitel 8 in der Neuausgabe nicht unterschlagen haben (in der deutschen Ausgabe 1931 fehlt es).
Borels Bericht über D. C. Millers Experimente und Albert Einsteins Stellungnahme (S. 185-189) bietet folgende Details, mit Zitaten aus Millers erstem Bericht (Ether-drift experiments at Mount Wilson. – In: Science. (USA). N. S. 61. 1925, 19. Juni, Nr. 1590, S. 617-621) und aus Einsteins Stellungnahme (für die Borel allerdings keine Quelle angibt; es handelt sich wohl um: The relativity theory and the ether drift. – In: Science. N. S. 62. 1925, 31. Juli, Supplement, S. 8):
(1) Miller hat die Spezielle Relativitätstheorie immer für falsch gehalten.
(2) Miller hat den Michelson-Morley-Versuch mit einem größeren Gerät wiederholt.
(3) Borel (S. 187): „For this purpose an interferometer, analogous to that of 1905, that is to say permitting a light path of 224 feet was mounted on Mount Wilson observatory near Pasadena (California) at a height of about 600 feet. According to Professor Miller’s account „5000 single measures have been made at various times of the day and night. These have been reduced in 204 different sets, each consisting of observations made within 1 hour’s time. The observations correspond to four different epochs of the year, as follows: 15th April, 1921, 117 sets of observations; 8th December, 1921, 42 sets; 5th September, 1924, 10 sets; and 1st April, 1925, 35 sets.“ They gave „a positive effect such as would be produced by a real ether drift corresponding to a relative motion of the earth and ether of about 10 kilometers per second.“ – All sorts of precautions were taken in order to avoid perturbations of a magnetic or thermal nature; the original steel frame was completely covered wih cork about one inch thick, then replaced by a frame of concrete reinforced with brass. „Many variations of incidental conditions were tried, observations were made with rotations of the interferometer clock-wise and counter clock-wise, with a rapid rotation and a very slow rotation. … Various sources of light were employed, including sunlight and the electric arc.
…The results of the observations were not affected by any of these changes.“ – Professor Miller concludes his communiqué in the following terms: „The ether experiments at Mount Wilson during the last four years, 1921 to 1925, lead to the conclusion that there is a positive displacement of the interference fringes, such as would be produced by a relative motion of the earth and the ether at this observatory of approximately 10 kilometers per second, being about one-third of the orbital velocity of the earth. By comparison with the earlier Cleveland observations, this suggests a partial drag of the ether by the earth, which decreases with altitude. It is believed that a reconsideration of the Cleveland observations, from this point of view, will show that they are in accordance with this presumption and will lead to the conclusion that the Michelson-Morley experiment does not give, and probably never has given, a true zero result. [„] He adds that in his opinion one should be able to discover in this manner not only the motion of the earth around the sun, but also the absolute motion of the latter.“
Zitiert aus der Stellungnahme von Albert Einstein (S. 189): „Evidently, if Dr. Millers results should be confirmed, then the special relativity theory, and with it the general theory in its present form, fails. Experiment is the supreme judge.“
_ Die Rede von „positiven Ergebnissen“ der Interferometerversuche von Anbeginn (!) an, Messung der Erddrift auf ihrer Bahn um die Sonne, mögliche Messung der „absoluten Bewegung der Sonne“ – das sind genau die Horrordinge, die die Relativisten so erfolgreich unter die Teppiche gekehrt haben, weil allein schon ihre Mitteilung eine Gefahr für Albert Einsteins Theorien darstellt. – Die von Hoffmann mitgeteilte „allgemeine Bezweiflung“ soll sich wahrscheinlich auf den 1955 erschienenen Aufsatz von R. Shankland et al. stützen (New analysis of the interferometer observations of Dayton C. Miller. – In: Reviews of modern physics. (USA). 27. 1955, S. 167-178), der alle Interferometer-Versuche einschließlich der Miller’schen als unglaubwürdig diskreditieren will und die ewigen Null-Ergebnisse verkündet und „bestätigt„. Die „Bezweiflung“ beruft sich gern auf die Vorläufigkeit der Mitteilungen von 1925 – und da paßt es gut, daß Miller seine endgültigen Positiv-Ergebnisse erst nach 8 Jahren, nämlich 1933 (!) veröffentlichen konnte; ein Schelm, wer da noch an Zufälle denkt. Durch die 8-Jahres-Verhinderung konnten die Relativisten Millers peinliche Ergebnisse noch 8 Jahre lang als „vorläufig“ und „unbestätigt“ abtun, und nach 1933 war das Thema offiziell unterdrückt und folglich „vergessen„.
– Um so bedeutender ist die Unbestechlichkeit des Autors Borel, der die Ergebnisse Millers korrekt und detailliert mitteilt: ein Akt der Kritik angesichts ihrer allgemeinen Unterdrückung und ihres Ausschlusses aus der offiziellen „Wissenschaft“. Es gehört zu seiner Unbestechlichkeit, daß auch Borel zur endgültigen Bewertung von Millers Ergebnissen erst die genauen Mitteilungen der Beobachtungsdaten abwartet. – Die Brisanz der reinen Information über Millers Versuche und Ergebnisse erhellt übrigens aus der Tatsache, daß in der 1931 erschienenen deutschen Übersetzung von Borels Buch ein Kapitel 8 über Millers Versuche fehlt (Verlag: Franckh’sche Verl., Stuttgart). Bis 1931 lagen ja auch glücklicherweise nur „vorläufige“ Ergebnisse veröffentlicht vor! – Anscheinend hat noch kein Kritiker auf den merkwürdigen Umstand hingewiesen, daß bei Verkündung von „Null-Ergebnissen“ niemand von den Relativisten – und 1925 auch Albert Einstein nicht – die orrekten technischen Bedingungen des Michelson-Morley-Versuchs und seiner Wiederholungen bezweifelt hat; daß aber nach Mitteilung von Positiv-Ergebnissen auch die törichsten „Verfälschungsfaktoren“ von Shankland u.a. bemüht werden, um alles für ungültig erklären zu können, als hätten gestandene Experimentatoren wie Miller nicht auch schon von alleine die Raumtemperaturen kontrolliert. Hierzu hat auch schon jemand angemerkt, daß die täglichen Schwankungen der Außentemperatur (Tag / Nacht) die beobachtete Periodizität während des Tages und während der Nacht nicht erzeugen und nicht unterdrücken könnten.
- 11. Juli 2012
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