Albert Einstein und die Relativisten behaupten für ihre Gedankenexperimente den Status von Experimenten und berufen sich auf „gedachte Erfahrungen“
von G.O. Mueller
Aus der Dokumentation von G.O. Mueller Kapitel 2 – Fehlerkatalog
O: Experiment / Fehler Nr. 2 (English Version…):
Albert Einstein und die Relativisten behaupten für ihre Gedankenexperimente den Status von Experimenten und berufen sich auf „gedachte Erfahrungen“
Albert Einstein hat das Instrument des sogenannten Gedankenexperiments eingeführt, um damit seine Theorien zu begründen und zu beweisen. Ein großer Teil aller Erörterungen der Relativistik beschäftigt sich mit mehr oder weniger korrekten Nacherzählungen dieser
Gedankenexperimente, mit Interpretationen, Korrekturen und Umdeutungen, die stets als maßgebliche Erkenntnisse der Physik hingestellt werden, gegen die niemand „verstoßen“ darf.
Nur ein kleinerer Teil der Kritiker thematisiert die methodische Problematik der Gedankenexperimente, die überhaupt keine Experimente sind, sondern Gedanken-ohne-Experimente, und kommt zu vernichtenden Urteilen über die Methoden und die Ergebnisse. Folgende Aspekte werden diskutiert:
(1) Das sogenannte „Gedankenexperiment“ besteht nur aus Gedanken und ermangelt jeglicher Experimentqualität; allein schon die Verwendung der Bezeichnung „Experiment“ ist irreführend und dient nur der psychologischen Manipulierung des Publikums und der Erschleichung eines Erfahrungsstatus, der nicht gegeben ist.
(2) In diesen Gedanken ohne Experimente bestimmt der Erzähler Albert Einstein, wie die Natur beschaffen ist, was Meßgeräte anzeigen und was Beobachter beobachten, und verarbeitet die auf diese Weise beschafften Ergebnisse von angeblichen Experimenten in mathematischen Berechnungen, die als grundlegende Tatsachen der Theorie und als physikalische Gesetze hingestellt werden. Mit der Erschleichung eines Experimentstatus und anschließendem mathematischen Brimborium wird schon rein psychologisch beim Fachpublikum eine Denkblockade erzeugt, und die allgemeine Öffentlichkeit wird schlicht getäuscht.
(3) Diese Gedanken ohne Experimente können, weil das Experiment fehlt, auch nie mißlingen; damit wird der Anschein der Unwiderlegbarkeit erweckt und kultiviert.
(4) Der Status der Gedanken ohne Experimente in der Relativistik führt tendenziell zur Nichtbeachtung und Nichtdurchführung von Experimenten, insbesondere wenn die Ergebnisse der Experimente die Theorien nicht bestätigen oder gar widerlegen; so ist z.B. die durchgängige Nichtbeachtung der Interferenzversuche mit positiven Laufzeitunterschieden von Sagnac und Dayton C. Miller in den Darstellungen der Speziellen Relativitätstheorie von der Relativistik besonders leicht zu erreichen gewesen; nur so ist die Nichtbeachtung der experimentellen Befunde zur Unipolarinduktion zu erreichen gewesen, deren allgemeineres Bekanntwerden die Theorie auch in den Augen der Öffentlichkeit ruinieren könnte.
(5) Die Erhebung der Gedanken ohne Experimente zur Grundlage der Theoriebildung hat die sogenannte „theoretische“ oder „mathematische“ Physik von der Experimentalphysik entfernt, hat die Experimentalphysik entwertet und eine fruchtbare Auseinandersetzung zwischen Erfahrung und Reflexion auf dem Gebiet der Elektrodynamik und damit den Fortschritt der öffentlich finanzierten Forschung behindert.
(6) Der typische, fast ausschließliche Umgang mit Gedanken ohne Experimente treibt in den Darlegungen Albert Einsteins besondere Blüten, wenn er z.B. von „gedachten Erfahrungen“ spricht (AE 1905, S. 894: „gewisse (gedachte) physikalische Erfahrungen„) oder durch eine geeignete Wahl des Koordinatensystem die Gravitation zu „verändern“ glaubt: diese Anzeichen eines Allmachtswahns werden von den Jüngern der Relativistik natürlich als Zeichen ihrer Überlegenheit gewertet.
(7) Theimer 1977 (S. 36): „Einstein läßt die Figuren in seinen Gedankenexperimenten immer so denken, daß die Relativitätstheorie herauskommt. In der Logik nennt man das eine petitio principii.“ Was Theimer als Zirkelschluß diagnostiziert, dem wird auch durch die suggestive Wirkung der Inszenierung und der dialogischen Fiktionen ein Anschein von Wirklichkeit verliehen; heutzutage kann diese Darstellungstechnik noch viel stärker mißbrauch werden durch Einsatz der AV-Medien in Unterricht und Studium.
Galeczki/Marquardt 1997 können verhältnismäßig häufig auf realitätswidrige Annahmen in den Gedanken ohne Experimente hinweisen, die zwangsläufig zu einer falschen Physik führen; z.B.: S. 42: „Ein Gedankenexperiment gleicht einem Drahtseilakt, bei dem zur Not auch noch auf das Seil verzichtet werden kann.“ – S. 47: „Die geradlinig-gleichförmige Bewegung ist ein besonders heikles Kapitel in der Physikgeschichte, wird doch gerade sie immer vorausgesetzt, um einen gedachten Vorgang möglichst einfach zu machen. Wie sie in der beobachteten Natur überhaupt zustande kommt, interessiert dabei kaum.“ Man setzt ferner voraus: reibungsfreie Systeme; sich bewegende punktförmige Massen ohne jegliche Wechselwirkung; masselose, aber stabile Bezugssysteme. „Damit sind alle Requisiten für Fantasiemechanik gewählt und es kann nach Belieben ‚beobachtet‘ werden.“ – S. 99: Beschleunigte Teilchen dürfen keine Energie in Form von Strahlung abgeben. – S. 99: Eine Zunahme von Teilchengeschwindigkeiten ohne Zuhilfenahme von irgendwelchen Kräften, „da Beschleunigungen per Erlaß ausgeschlossen sind„.
Alle genannten Bedingungen verstoßen gegen die physikalische Erfahrung. Und bei den „gedachten Erfahrungen“ weiß man wirklich nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Eine Branche, die Vorschläge und Überlegungen zu Experimenten nicht mehr von Experimenten unterscheiden kann, lebt gefährlich. Eine Branche, die Überlegungen bereits für Experimente hält, lebt überhaupt nicht mehr. Eine Branche, die der allgemeinen Öffentlichkeit Überlegungen als Experimente verkauft, ist gemeingefährlich und muß öffentlich zur Rechenschaft gezogen werden.
AE 1905, S. 894. – Theimer 1977. – Galeczki/Marquardt 1997.
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- 29. Juni 2013
- Artikel
23. August 2013 um 09:21
hier ein Beispiel zu (7) auf Wege des Denkens, Datei I/B11a:
„So versuchen brave Physiker bis heute, sich und der verwunderten Öffentlichkeit mit viel Raffinesse, z.B. durch Sprachspiele mit Begriffsvertauschungen, beweisen zu wollen, dass es die vom Kollegen Einstein zur Verwischung der Beobachterrolle behauptete Raumkontraktion und Zeitdilatation tatsächlich gibt, was jedoch schon daran scheitert, dass Raum und Zeit keine manipulierbaren physikalischen Gegenstände sondern Ordnungschemata unseres Geistes sind, wie uns schon Leibniz lehrte. Wären solche Schemata „relativ“ zu dem Beobachteten, bräche jede Verständigung weg, was ja auch der Grund für die anhaltende Unverständlichkeit der Relativitätstheorie ist. „Dank schneller Rechner und moderner Computergraphik können wir aber heute die relativistischen Effekte simulieren und visualisieren. Man ‚versteht‘ sie dadurch zwar auch nicht, aber man sieht sie wenigstens“, wie es in der ehrlichen Ankündigung eines öffentlichen Abendvortrags in der Berliner Urania im März 2005 zur DPG-Tagung anlässlich des Einsteinjahres hieß.“
23. August 2013 um 09:45
Auch Philosophen versuchen gern Gedachtes und Gesprochenes für „erwiesene Wahrheiten“ zu halten. So auch Jürgen Habermas in seinem Buch „Wahrheit und Rechtfertigung“. Hier ein Auszug meiner Buchbesprechung zu diesem Kapitel:
„Und mehr als vernünftige Wahrheiten von einem Vernunftwesen zu verlangen ist eben unvernünftig. Daher sieht Rorty, der brave Mann, ganz klar und Habermas versucht das in seiner unstillbaren Sehnsucht nach „Wahrheit als eine unverlierbare Eigenschaft von Aussagen“ gegen besseres Wissen immer wieder in Frage zu stellen: „daß wir nicht durch Heraustreten aus unserer Sprache und unserer Meinungen zu einem, vom Kriterium der Kohärenz unserer Behauptungen unabhängigen Testkriterium gelangen können.“ Forscher können oft nicht glauben was sie wissen und versuchen deshalb ihr Wissen so zu relativieren, daß es scheinbar zu ihren Erwartungen (oder denen ihrer Zielgruppe) paßt – man will ja partout nicht klüger werden – wie ich bereits an mehreren hier publizierten Beispielen gezeigt habe. So auch Habermas.
Habermas ist sich daher sicher, „daß wir mit der Wahrheit von Aussagen einen unbedingten, über alle verfügbaren Evidenzen hinausweisenden Anspruch verbinden.“
Um einen Abschnitt gekürzt und teilweise anders gegliedert und mit Zwischentiteln veröffentlicht in der Zeitschrift „Wechselwirkung“ Zeitschrift für „Wissenschaft und vernetztes Denken“, Doppelausgabe Nr. 129/130, 2004/2005, S.102-105 unter dem Titel „Philosophie ohne Wahrheit?“.
(Rechtschreibung wie in der Vorlage)