Die Experimente von Albert Abraham Michelson

von Albert Abraham Michelson

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Die Forschungsgruppe G.O. Mueller referiert stichworthaltig in ihrer Dokumentation Über die absolute Größe der Speziellen Relativitätstheorie (Textversion 2.1 – Juni 2004) mehrere Veröffentlichungen über die Experimente von Albert Abraham Michelson:

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1920 – Michelson, Albert Abraham 1920 [Interview, Chicago, 1919, Dec. 19]
In: See, T. J. J.: New theory of the aether [1. paper] – In: Astronomische Nachrichten. 211. 1920, Nr. 5044, Sp. 49-86; Sp. 50

T. J. J. See macht keine Angaben darüber, in welcher Zeitung oder Zeitschrift das Interview erschienen ist. T. J. J. See referiert die zentralen Aussagen Michelsons in dem Interview (Sp. 50): „ In an interview at Chicago, Dec. 19, 1919, Professor A. A. Michelson, the eminent authority on light, openly rejects Einstein’s theory, because it does away with the idea of light traveling by means of vibrations in the aether which is supposed to fill all space. „Einstein thinks there is no such thing as aether“ remarked Michelson. „He does not attempt to account for the transmission of light, but holds that the aether should be thrown overboard“.“

 

1928 – Michelson, Albert Abraham 1928 – Conference on the Michelson-Morley Experiment [Pasadena 1927; Beitrag]
In: Astrophysical journal. 68. 1928, Nr. 5, S. 342-345; Beitrag zur Diskussion: 393-395.

– Berichtet über seine eigenen Experimente, die nicht die von der Theorie vorhergesagten Werte ergeben haben, dann über die neuesten Ergebnisse von D. C. Miller: „But no displacement was found. The shift of fringes was certainly less than 1/20 and may be even 1/40 of that predicted by the theory. […] Lorentz then suggested another explanation (Lorentz contraction) which in its final form yielded as a result the famous Lorentz transformation equations. These contain the gist of the whole relativity theory. The Michelson-Morley experiment was continued by Morley and Miller, who again obtained a negative result. Miller then continued alone, and seems now to get some positive effect. This effect, however, has nothing to do with the orbital motion of the earth. It seems to be due to a velocity of the solar system relative to stellar space, which may be much greater than the orbital velocity. The observations of Mr. Miller have stimulated new interest in the problem“ (S. 344-345).
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-  Bezeichnet seine eigenen Ergebnisse korrekt als „negativ“ gegenüber den Erwartungen, jedoch nicht als „Null-Ergebnisse“, und gibt auch ihre Größenordnung an.

– Die Ergebnisse von D. C. Miller beweisen nach Michelson möglicherweise eine viel größere Drift, nämlich die des gesamten Sonnensystems, als die ursprünglich von ihm selbst gesuchte Drift der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne.

Die Ergebnisse von Miller wurden von den Relativisten als irrelevant abgetan. Um so wichtiger ist Michelsons Beurteilung 1928 im Astrophysical journal. Bis heute erzählen die Relativisten ihr frommes Märchen, der MMV sei oftmals wiederholt worden und hätte stets nur „ Nullergebnisse“ erbracht.

 

1929 – Michelson, Albert Abraham – Repetition of the Michelson-Morley experiment
Albert A. Michelson, F. G. Pease, F. Pearson.
In: Optical Society of America. Journal. 18. 1929, March, S. 181-182.
Zugleich in: Nature. London. 123. 1929, S. 88.

Auf dem „Michelson Meeting of the Optical Society of America“ (Nov. 1928) berichtet A. A. Michelson über Wiederholungen des Michelson-Morley-Versuchs mit verbessertem Instrument; der Beobachter sitzt jetzt auf der Drehscheibe des Interferometers. 3 Beobachtungsreihen haben stattgefunden. Für alle Beobachtungen hatte Dr. Strömberg die erwarteten Werte berechnet.

Ergebnisse:

(1) Juni 1926: „the same negative result as was obtained in the original investigation“; „a displacement of 0.017 of the distance between fringes should have been observed at the proper sideral time. No displacement of this order was observed“.

(2) Herbst 1927: „no displacement of the order anticipated was obtained“.

(3) 1927, Mt. Wilson Laboratory: „The results gave no displacement as great as one-fiftieth of that to be expected on the supposition of an effect due to a motion of the solar system of three hundred kilometers per second.“  Die Mitteilung der Ergebnisse erfolgt nicht direkt, sondern nur verklausuliert.

– Für 1926 soll es dasselbe Ergebnis wie in der „original investigation“ gewesen sein, also wohl Cleveland 1887: damals wurden 8,8 km/sec beobachtet.

– Für Herbst 1927 wird nur gesagt, daß der erwartete Wert nicht beobachtet wurde. Frage: welcher Wert wurde beobachtet?

– Für Mt. Wilson 1927 wird angegeben: weniger als ein Fünfzigstel des erwarteten Werts von 300 km/sec: also weniger als 6 km/sec. Frage: welcher Wert wurde beobachtet?

– Trotz größter Zurückhaltung konnte Michelson nicht verheimlichen, daß positive Driftwerte gemessen worden sind – und nicht die bei Relativisten üblichen und „immer wieder gemessenen“ „Null-Ergebnisse“.

 

1972 – Michelson, Albert Abraham  – [Brief an Ludwik Silberstein, 28.7.1921]
In: Swenson, L. S.: The ethereal aether. 1972, S. 198.
Fotografische Reproduktion des Briefes in: Physical Society of London. Proceedings. 43. 1931, 1. Sept.,  S. 625-631.

Berichtet aus Pasadena über den Stand und die Aussichten der Interferometer-Experimente:
„Dear Dr. Silberstein,
You will be glad to learn that the ether-drift experiment was tried out yesterday with a distance around the triangle of 1,000 feet giving fringes which can be measured to 1/20 fringe. 

Tomorrow I go up to Mt. Wilson to select a site for a greater distance, say three or four thousand feet. If this turns out well, the final test will be made about ten thousand feet. 


It may be possible even to try to measure the displacement, and I should say – contrary to my previous skepticism – the chances are favorable. 

Sicerely yours, 

A. A. Michelson.“

Swenson über die damaligen Vorhaben von Miller und Michelson (S. 198):

Miller would simply be rerunning the classic Michelson-Morley experiment with new precautions at a higher elevation, whereas Michelson now would perform a new test which, it was thought, would determine the pull on the aether by the spinning earth and which could corroborate the Einstein theory, or destroy it.
Miller was to test for the translatonal motion of the earth; Michelson to test for its rotational motion.“

– Swenson stellt das auffallende Desinteresse in der Literatur an Michelsons Ätherdrift-Experimenten fest (S. 199): „ One would hardly notice this aspect of the aether-drift experiments by relying on the two biographical studies of Michelson [John H. Wilson, New York 1958; Bernard Jaffe, Garden City 1960] Jaffe almost ignores this part of Michelson’s work.“  Das von Michelson berichtete Ergebnis von 1/20 Interferenzstreifen ist wiederum das berühmte „Null-Ergebnis“ der Physiker. Die Ergebnisse der Laufzeitmessungen hängen im wesentlichen von der Länge der Wege der interferierenden Lichtstrahlen ab: Michelson und seine Kollegen verlängern diese Wege und erhalten immer deutlichere Laufzeitunterschiede, die eine Drift der rotierenden Erdoberfläche gegen den Äther oder unseres gesamten Sonnensystems gegen den Äther bedeuten.

– Jeder deutlich gemessene Laufzeitunterschied in einer der beiden untersuchten Driften (Rotationsdrift; Translationsdrift), ungeachtet seiner Größe oder Kleinheit, zerstört die Relativitätstheorie Albert Einsteins („could … destroy it“), weil damit die angebliche absolut gleiche Ausbreitung des Lichts in allen Raumrichtungen widerlegt ist. Das hier berichtete Ergebnis Michelsons ist deutlich größer als das von 1887, wird jedoch von Relativisten lieber als „Null-Ergebnis“ gewertet: 1/20 = 0.

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2 Antworten zu “Die Experimente von Albert Abraham Michelson”

  1. Peter Rösch

    G.O. Mueller sollte sich nicht weiter auf diesem Nebenschauplatz herumquälen. Das Nullergebnis war schon in der Zeit „vor Einstein“ ausgemachte Sache. Hören wir Paul Gerber 1904:

    “ . . . Dadurch müssen die vorher gebildeten Interferenzstreifen um 2sv²/c² verschoben werden. Obgleich Michelson und Morley ihren Apparat so eingerichtet hatten, dass dieser Betrag nicht unbemerkt bleiben konnte, beobachteten sie sicher weniger als ein Zwanzigstel, wahrscheinlich sogar nur ein Vierzigstel davon, d.h. eine Verschiebung, die schließen läßt, dass die berechneten Wegunterschiede n i c h t e x i s t i e r e n .“ (Hervorhebung von mir.)

    Treffender sollte besser davon ausgegangen werden, daß der Michelson-Versuch eben nicht aus physikalischen Gründen in die Relativitätstheorie impliziert wurde. Die Relativitätstheorie wurde schon vor ihrer Veröffentlichung wohl nicht ganz ernstgenommen, und der Michelsonversuch kam aus eher juxhaften Gründen in die Diskussion.

  2. Die Spezielle Relativitätstheorie wurde schon 1909 durch einen Freund Einsteins widerlegt | Blog - Jocelyne Lopez

    […] 1911 – Paul Bernays 1912 – Max Abraham 1916 – Friedrich Kottler 1920 – Ludwik Silberstein 1920 – Albert Michelson 1920 – Melchior Palágyi 1922 – Henri Bergson 1925 – Oskar Kraus 1926 – Ernst Marcus 1928 […]

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