Am Ende der Aufklärung?
SPIEGEL-Streitgespräch (47/1999)
Am Ende der Aufklärung?
Die Teilchenforscher Harald Fritzsch und
Hans Graßmann über den Nutzen des Desy und die Zukunft der Physik
Hier weiterlesen…
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Siehe auch: Hans Graßmann – Sperrt das Desy zu!
- 15. Juli 2011
- Artikel
16. Juli 2011 um 08:22
Letzter Satz im SPIEGEL-Streitgespräch „Am Ende der Aufklärung“:
„Der wachsende Irrationalismus ist die eigentliche Gefahr der Zukunft.“ Der Irrationalismus ist schon lange da. Er dokumentierte sich erstmals, als Ernst Mach forderte, sich auf den Augenschein zu verlassen statt der Vernunft zu gehorchen, der Einstein dann folgte. Wie der Name schon sagt, ist der Augenschein ein Schein also Anschein und kein Sein. Nach dem Augenschein dreht sich der Himmel um die Erde. Die heutige Physik begann jedoch damit, dass Galilei sagte, dass sich im Gegensatz zum Augenschein die Erde dreht. Dieser Irrationalismus geht bei Einstein weiter, wenn er zwischen „ruhenden“ und „bewegten“ Objekten unterscheidet, wo in Wahrheit tote Objekte von sich aus einzig in ihrem Zustand verharren, wie Newton dann sagte. Der EINDRUCK von Bewegung und Ruhe unbelebter Dinge, die ja weder Bewegungsorgane noch Bewegungswillen haben, entsteht erst dadurch, dass ein Beobachter oft unbewusst ein Bezugssystem setzt und dann aufscheinende Ortswechsel eines Objekts in gewohnter, am Lebendigen geschulter Sprache als „bewegt“ einstuft – ein Vorgang also, der sich nur in seinem Kopf abspielt. Und mit diesem Anschein wird seit über einhundert Jahren Physik betrieben. Was kann denn noch irrationaler sein?
Hier Zitate aus dem Buch von Max Born „Die Relativitätstheorie Einsteins“: „Damit ist die Rückkehr zu des PTOLEMÄUS Standpunkt der ‚ruhenden Erde‘ ins Belieben gestellt.“ „Daher haben von EINSTEINS Standpunkt gesehen PTOLEMÄUS und KOPERNIKUS gleiches Recht. Welchen Ausgangspunkt man wählt, ist Sache der Bequemlichkeit.“ „Ein Gravitationsfeld ist an sich weder ‚real‘ noch ‚fiktiv‘. Es hat überhaupt keine von der Koordinatenwahl unabhängige Bedeutung, genau wie die Länge eines Stabes.“
Wenn man nichts von Ursachen wissen will, weil sie einen „zu metaphysisch“ sind, d.h. jenseits des eigenen Verstandes weil es an Sachverstand fehlt, dann wird natürlich alles „beliebig“ und Annahmen werden „bequem“. Hier ist der Rationalismus schon begraben. Und mit dem Verstand ging seinen Verteidigern auch der Anstand verloren. Und das ist in Teilen der Physik das Bild der Wissenschaft.
H.H.
16. Juli 2011 um 08:31
Hier noch die Antwort Galileis in meinem „Prolog im Himmel“ auf WEGE DES DENKENS:
Galilei: Mein lieber Born! Mir scheint in einer gewissen Sparte der heutigen Physik legt man sich im Machbarkeitswahn mit Hilfe der Kinematik die Dinge so zurecht, wie man sie braucht, um seine, an der Wirklichkeit – dem Buch der Natur – gescheiterten Überzeugungen, aufrecht erhalten zu können. Habe ich denn ganz umsonst für die Wahrheit und das kopernikanische System gestritten und gelitten? Selbst der Papst ist inzwischen fortschrittlicher als ihre Relativisten und hat das kopernikanische System akzeptiert, das Sie hier als eine „Sache der Bequemlichkeit“ abwerten, die „ins Belieben gestellt“ wäre. So kann von jeder Raumsonde außerhalb der Erdbahn zweifelsfrei beurteilt werden, ob die Erde sich um ihre Achse dreht und eine Bahn um die Sonne zieht, genau wie auf der Tagseite der Erde am 8. Juni 2004 der Planet Venus bei klarem Himmel über 6 Stunden lang bei seinem Transit über die Sonnenscheibe beobachtet werden konnte. Und wenn jemanden ein Dachziegel auf den Kopf fällt oder er aus dem Fenster stürzt, dann erweist sich ihm, wie real das Gravitationsfeld und die Länge eines Fallweges ist. An seiner Beule oder gar seinem Tod war bestimmt nicht seine falsche Koordinatenwahl schuld. Die Wirklichkeit ist keine Ermessensfrage sondern das, was sich uns erweist, weshalb wir sie respektieren müssen, wozu wir sie ja zu erforschen versuchen! Mit dem Schicksal läßt sich nicht handeln und verdrängen läßt es sich schon gar nicht, wollen wir das Leben und die Wissenschaft meistern. Daß ich das heute nicht mehr einem Kirchenmann sondern einem Physiker, noch dazu einem Nobelpreisträger sagen muß, stimmt mich besonders traurig. Das läßt mich fragen, haben Sie den Preis wirklich verdient?
16. Juli 2011 um 08:45
Nachsatz zu meinem Kommentar von 8:22:
Mit „Verteidigern“ sind die zumeist anonym bleibenden Verteiger des Irrationalismus gemeint.
Im Satz von Born: „Daher haben von EINSTEINS Standpunkt gesehen PTOLEMÄUS und KOPERNIKUS gleiches Recht.“ ist das Wort „gleiches“ betont. Der Satz war also ernst gemeint.
Mich wundert nur, dass man nicht auch noch zu der Auffassung zurückkehren darf, soll oder muss, dass die Erde eine Scheibe ist.
Und dann hat Einstein da auch noch mit „gekrümmten Räumen“ und „gedehnten Zeiten“ usw. argumentiert, was eine Rückkehr zur mythologischen Sprechweise ist, die an Stelle rationaler Argumente wie bei Newton starke Bilder benutzt. Und das nennt man dann „moderne Physik“.
Alles was mit Einstein tatsächlich oder angeblich zu tun hat, sehe ich als einen Abgrund von Verkehrtheiten, wie er schlimmer nicht sein kann. Das hat aber Einstein zuzletzt selber so gesehen:
„…Sie (die Gratulanten zu seinem 70. Geburtstag) stellen es sich so vor, daß ich mit stiller Befriedigung auf ein Lebenswerk zurückschaue. Aber es ist ganz anders von der Nähe gesehen. Da ist kein einziger Begriff, von dem ich überzeugt wäre, daß er standhalten wird, und ich fühle mich unsicher, ob ich überhaupt auf dem rechten Wege bin …“
Albert Einstein in einem Brief an seinen Freund Solovine 1949, veröffentlicht unter „Lettres á Maurice Solovine“, Paris 1956, S.94; Fundstelle: K. Brinkmann, Zu Zeit und Raum …, Verlag Joh. Berchmans München 1984. Aber auch: A. Einstein, Worte in Zeit und Raum, Herder Freiburg-Basel-Wien, S.127 (letztes Zitat = soviel wie letztes Wort!)
„Ich habe schon längst die Hoffnung aufgegeben, dass ich mich in Bezug auf Einstein irre.“ (Hille)