Tatsachen zur allgemeinen Relativitätstheorie

von Theodor Wulf

Tatsachen zur allgemeinen Relativitätstheorie
Theodor Wulf

In: Astronomische Nachrichten, 1921, Nr. 5084, Sp. 379-382.
Entgegnung von Reichenbach: Nr. 5197, Sp. 307-310.
– Unterstützung von Wulfs Kritik durch Anderson, Nr. 5114, Sp. 35-38.

Das GOM-Projekt referiert stichwortartig in seiner Dokumentation diese Arbeit von Theodor Wulf:

– Wulf diskutiert die angebliche Gleichwertigkeit der „Auffassungen des bewegten Sternhimmels und der bewegten Erde“ (Sp. 379). Nach Allgemeiner Relativitätstheorie handelt es sich nicht um die Frage der gleichen Wahrscheinlichkeit, sondern nur darum, „ob die eine der beiden Anschauungen sich mit einer exakt beobachtbaren Tatsache oder mit der Relativitätstheorie selber in Widerspruch befindet“ (Sp. 379). Erörtert die Annahme einer ruhenden Erde mit einem bewegten Fixsternhimmel.

– Nach dieser Annahme erreicht bereits der Planet Neptun Überlichtgeschwindigkeit; Einstein gibt Überlichtgeschwindigkeiten im Gravitationsfeld zu, müßte jedoch die Längenkontraktion erklären können, die theoriegemäß im Falle der näheren Planeten Jupiter 2%, Saturn 5% und Uranus 28% betragen, im Falle des Neptun jedoch 100% beträgt: „d.h. er muß jede Ausdehnung in der Bewegungsrichtung verlieren. Von diesen Verkürzungen zeigt uns aber die Beobachtung keine Spur; selbst Neptun erscheint im Fernrohr als vollkommen runde Scheibe“ (Sp. 379). Die Annahme der ruhenden Erde steht daher mit den Forderungen der Theorie im Widerspruch.

– Die Fixsterne kreisen, bei Annahme der ruhenden Erde, merkwürdigerweise alle in genau gleichen Zeiten um die Erde. Dies ist ein großes, unerklärtes Rätsel. „Denn nach ihm muß die Geschwindigkeit all der Millionen Sterne mit einem Abstand von 3 bis 1000 und mehr Lichtjahren genau in demselben Verhältnis größer sein, als ihr Abstand von uns größer ist, gerade als wäre das ganze Weltsystem, nur mit Ausnahme unserer Erde, ein einziger starrer Körper“ (Sp. 379-380).

– Die Allgemeine Relativitätstheorie soll auch für beschleunigte Bewegungen gelten. „Wenn ein Karussell in Bewegung gesetzt wird, so soll die Auffassung, daß das Karussell in Ruhe bleibt und die übrige Welt sich dreht, mit allen beobachtbaren Tatsachen wohl vereinbar sein“ (Sp. 380). Zeigt die Konsequenzen auf: die Laufzeiten des Lichtes zur Sonne und zu den Sternen bewirken, daß die übrige Welt überhaupt erst mit Verspätung davon erfährt, daß sie sich drehen muß! Eine Umdrehung des Karussells in einer Minute müßte gleichbedeutend mit einer Umdrehung der Sonne sein, es müßte also in dieser Minute Tag und Nacht werden. Wenn das Karussell nach einigen Umdrehungen angehalten und im Gegensinn gedreht wird, müßte die Sonne sich rückläufig drehen. Dabei müßte die Sonne in ihrem Umlauf die 200-fache Lichtgeschwindigkeit erreichen und in der Bewegungsrichtung zur einer Linie zusammenschrumpfen. Nichts von alledem wird beobachtet. „Es scheint demnach, daß sehr offen daliegende Tatsachen der allgemeinen Relativitätstheorie widersprechen“ (Sp. 382).

Ein außerordentlich unterhaltsamer Aufsatz, der mit schöner Detailliertheit und viel Understatement den Unsinn ausmalt, der von physikalischen Genies und Koryphäen der Allgemeinheit erfolgreich angedient worden ist.

 

2 Antworten zu “Tatsachen zur allgemeinen Relativitätstheorie”

  1. Peter Rösch

    Es schadet nichts, die komplette Namensbezeichnung zu schreiben: Theodor Wulf S. J.

    Er war Jesuit, und gehört damit zu einer Reihe katholisch akzentuierter Kritiker. Andere Beispiele sind S. Mohorovicic und W. O’Connell.

    Einer Vielzahl an dezidiert protestantischen Einsteinaposteln (Laue, Nernst, Planck, Volkmann, . . .) der „Gründerzeit“ steht damit nicht nur die Gruppe jüdischstämmiger, sondern auch diejenige katholischer Kritiker auffällig gegenüber.

    Es soll im Zusammenhang nicht verschwiegen werden, daß Papst Benedikt XVI seine epochale Rede „Wider die Diktatur des Relativismus“ (die philosophische Matrix der Relativitätstheorie) an (zu?) Einsteins 50. Todestag gehalten hat.

  2. Dr. Dinglinger, Günter

    Die Relativitätstheorie unter der Lupe

    Bei der Bewertung der Relativitätstheorie für die Physik allgemein kommt man nicht an einer Betrachtung des Charakters der emittierenden Objekte (Strahler, Reflektoren, etc.) sowie des Lichtcharakters (Signale von dort) vorbei. Bestimmte Eigenschaften der Objekte und des Lichtes sind Grundvoraussetzungen für die Entwicklung der Theorie. Es müssen in der Folge jedoch die einmal vorausgesetzten Bedingungen konsequent eingehalten werden und sie dürfen auf keinen Fall den (bisherigen) wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen, es sei denn eine wissenschaftlich fundierte Erläuterung sagt etwas anderes aus.
    EINSTEIN benannte in seinen Veröffentlichungen die von ihm geforderten Voraussetzungen bezüglich der S. R. T.:
    1. für die emittierenden Objekte:
    a) Kein im Raum gleichförmig (nicht beschleunigtes) bewegtes Objekt kann seine absolute Geschwindigkeit beurteilen. Es besteht nur die Möglichkeit, eine relative Geschwindigkeit zu anderen Objekten festzustellen.
    b) Die von EINSTEIN entwickelte Theorie soll für Objekte gelten, die sich in Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit c bewegen. Für Objektgeschwindigkeiten v « c sollen die Gleichungen der R.T. denen der NEWTONschen Theorie entsprechen.
    c) Es geht um die Beobachtung von Ereignissen, die allerdings nur durch Übermittlung von aktuellen Signalen auf den beobachteten Objekten zu den jeweiligen Beobachtern erfolgen kann. Dabei spielt die Zeitverzögerung, die sich durch die Überbrückung der Distanz von Emission der Signale zum Beobachter ergibt, eine wichtige Rolle.
    d) Aus a) folgt: Es ist unerheblich, ob der Beobachter annimmt, das emittierende Objekt bewegt sich auf ihn zu oder umgekehrt, der Beobachter bewegt sich auf das emittierende und ruhende Objekt zu. Das gilt auch für den Fall des Entfernens.
    2. für die von den Objekten emittierten Lichtsignale :
    a) Lichtsignale haben im leeren Raum grundsätzlich Lichtgeschwindigkeit c.
    b) Lichtsignale werden vom Objekt radial geradlinig emittiert.
    c) Ein und derselbe Lichtstrahl hat in jedem (Koordinaten-)System die gleiche Geschwindigkeit.
    d) Aus 2 c) rechtfertigt sich die von LORENTZ entwickelte Beziehung für einen Relativitätsfaktor gamma = (1 – v^2/c^2)^-0,5
    worin v: die Objektgeschwindigkeit bedeutet.
    e) Die Signale müssen gesehen werden.
    Zu diesen Grundvoraussetzungen sollen schon hier einige wichtige Bedenken geäussert werden:
    Zu 1 b): Beispiele in seiner (s. Fußnote 1) Schrift führen zwar Objekte an, die sich durchaus im Bereich der NEWTONschen Physik bewegen, jedoch soll auch darauf hingewiesen werden, dass für die letzteren Fälle die Geschwindigkeit v « c und gamma = 1 (also keine Korrektur notwendig) wird.
    Weiter ist die Entwicklung der R.T. ohnehin den Ungereimtheiten bei der Beobachtung ferner Gestirne geschuldet, wo geringe Geschwindigkeiten sowieso keine Rolle spielen.
    Zu 1 c): Da es sich bei der Beobachtung fast immer um Ereignisse handelt, die vom Beobachter aus relativ großer Entfernung registriert werden, muss davon ausgegangen werden, dass sich das beobachtete Objekt dem Beobachter direkt nähert (v ist positiv einzusetzen), oder sich von ihm direkt entfernt (v ist negativ einzusetzen). Ein am Beobachter vorbeifliegendes Objekt ändert laufend (je näher umso schneller) die relative Geschwindigkeit zum Beobachter und ist somit kaum durch die R.T. zu behandeln.
    Der Vektor der Signal-, bzw. Lichtgeschwindigkeit c weist stets auf den Beobachter zu und muss deshalb immer positiv eingesetzt werden.
    Da man das emittierende Objekt als ruhend annehmen kann (s. 1 d), ist die Geschwindigkeit des von dort ausgehenden Lichtes konstant c ? 3*10^8 [m/s]
    Zu 2): Die Sonne brüllt! Gott sei Dank hören wir Erdenbürger diesen Höllenlärm nicht, denn es fehlt der Tonträger.
    Vergleichbar dazu ist der Energieausstoß der Sonne. Überschüssige Energie wird in kleinsten Portionen (Quanten, Photonen, Energiepaketen, etc.) in den herrschenden Temperaturen entsprechenden Frequenzen und in Lichtgeschwindigkeit radial und geradeaus emittiert. Diese Photonen sind geprägt von der, bei der am Emisssionsort individuell herrschenden Aktualität, und zunächst einmal nicht sichtbar (s. 2 e). Man kann das durchaus überprüfen, denn Photonen gelangen z. B. offensichtlich von der Sonne zum Mond oder den anderen Planeten des Sonnensystems ohne sichtbaren Weg. Erst wenn Photonen direkt auf ein Hindernis treffen, entledigen sie sich eines Teils der mitgelieferten Energie und Information. Dem Hindernis (z. B. Auge plus Nerven) geht bei diesem Impuls buchstäblich ein Licht auf.
    Wir müssen allerdings auch wahrnehmen, dass Photonen, die an einem Hindernis vorbeifliegen, somit ihren Impuls nicht vermitteln, also auch nicht erkannt werden können und im Dunkeln bleiben. Reflektoren wirken wie emittierende Objekte.
    Diese Erkenntnis verbietet praktisch die Entwicklung des Relativitätsfaktors gamma in der Form, die LORENTZ und EINSTEIN vorschlagen. Man kann nicht erfolgreich hinter einem Photon hinterher (kein Impulsaustausch) schauen! Der Relativitätsfaktor entwickelt sich folglich zu der Beziehung
    gamma = 1 – v/c DOPPLER
    Wenn der gamma-Faktor falsch entwickelt wurde, dann nützt auch eine Reihenentwicklung dieses Ausdrucks nichts. Wenn dann noch Reihenglieder unberücksichtigt bleiben, weil der Ausdruck v^2/c^2 wegen v « c gegen Null tendiert, dann werden maßgebliche Voraussetzungen zur Relativitätstheorie (v ? c) verletzt. Deshalb muss auch die Gleichung
    E = m*c^2
    falsch sein.
    Zu 2 c): E. verwendet in seinen Schriften ziemlich häufig den, aus der geometrischen Optik stammenden Begriff „Lichtstrahlen“. Das ist in vielerlei Hinsicht irreführend. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass von einem emittierenden Objekt in jedem denkbaren Augenblick Energieteilchen ausgestoßen werden, die jedes eine individuelle Botschaft über den jeweiligen Zustand des emittierenden Objektes forttragen. Sobald diese Teilchen auf ein Hindernis stoßen, vermitteln sie diesem Empfänger durch Abgabe eines Teils ihrer Information (Impuls, Photoeffekt) eine temporäre Nachricht über den Zustand des emittierenden Objektes zum Zeitpunkt ihrer Emission. Die Vielzahl der Photonen mögen einen Strahl simulieren, sind aber dennoch Einzelobjekte, die grundsätzlich vom Emissionsort aus einen radialen geraden Weg einschlagen und sich nicht um die Wege anderer emittierter Teilchen kümmern. Das ist schon ein erheblicher Unterschied zu z. B. Wasserstrahlen (Feuerwehr, etc.).
    Zu 2 c u. d): Die von Beobachtern vorgenommene Installierung irgendwelcher Koordinatensysteme, in denen die Lichtgeschwindigkeit stets den gleichen Wert hat, ist im Zusammenhang mit der R. T. falsch, unlogisch und auch unnötig. Licht besitzt ab Emissionsort stets die Geschwindigkeit c.
    Aus den hier angeführten Punkten ergeben sich zwingend folgende Konsequenzen:
    1. Die Entwicklung des Relativitätsfaktors gamma ist unlogisch, mathematisch und physikalisch falsch. Da sich dieser Faktor die gesamte Relativitätstheorie hindurch beherrschend durchzieht, muss auch die R.T. falsch sein.
    EINSTEIN tut in seinen Erläuterungen so, im Gegensatz zu DOPPLER, als ob der Sender wichtiger sei als das Signal. Vom bewegten Sender, den man auch als ruhend betrachten kann (s. 1 d), gehen einzelne, individuelle Signale in Lichtgeschwindigkeit aus, die von entgegen kommenden oder fliehenden Beobachtern aufgesammmelt oder in gedehntem Abstand quasi aufgesammelt werden. Typisch ist das von EINSTEIN gewählte Beispiel einer Lichtuhr, bei dem im Prinzip nicht das Signal, sondern eine permanent blitzende Lichtquelle beobachtet wird. Man kann das Gedankenexperiment auch dahingehend interpretieren, dass der Beobachter, der sich auf der Vergleichsstrecke befinden soll, das Signal von hinten, oder von der Seite beurteilt, was unmöglich ist (s. 1 c). EINSTEIN, bzw. LORENTZ berechnen deshalb einen virtuellen diagonalen Weg des Senders über den Satz des PYTHAGORAS und erhalten auch prompt ein unmögliches Ergebnis, das noch nicht einmal den Unterschied zwischen Flucht- oder Kollisionsbewegung erkennen kann.
    2. Auf Einwände gegen die R.T. wird häufig angeführt, dass unzählige Experimente die Theorie bestätigt haben. .Dazu ist zu sagen: Schon der erste Beweis, nämlich die s. g. Perihelverschiebung des Planeten Merkur ist nie im Hinblick auf die Kreiseltheorie (Präzession) überprüft worden. Ebenso muss die Krümmung von Licht beim Vorbeiflug an grossen Massen im Licht der Doppelnatur des Lichtes betrachtet werden. Die Annahme von Krümmmung der Raumzeit muss bedachat werden, zumal Minkowski bei seiner Theorie nie unterschieden hat zwischen Alter (Zeit ab einem gewissen Nullpunkt) und Zeit zur Distanzüberwindung von Signalen von Emission bis zu ihrer Beobachtung von irgendwem.
    Man muss allerdings auch sehen, dass HUBBLE wegen der beobachteten Rotverschiebung von Licht ferner Objekte bei Annahme der Richtigkeit der R.T. kaum eine andere Deutung blieb, als letztendlich rasante Flucht der Ränder des Universums anzunehmen.

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