Das Phantom aus der Mathematik
von Peter Rösch
Ein Auszug aus dem Buch von Peter Rösch „Ich war Einstein – Die Geheimgeschichte der Relativitäts-theorie bis 1914“, Seiten 55-65:
„Gerade wegen ihrer Anschaulichkeit . . . fühle er sich zur Relativitätstheorie hingezogen, feixte aus dem Publikum der spätere Nobelpreisträger Max Born. Der Saal war brechend voll, die Stimmung geladen. Das war 1920 im idyllischen Kurstädtchen Bad Nauheim, während einer Podiumsdiskussion mit dem Einstein-Kritiker Professor Philipp Lenard.
Lenard hatte die Unanschaulichkeit der Relativitätstheorie bemängelt, und im Gegensatz dazu die Erkenntnisse eines Galilei, Kepler oder Newton als vorstellbar hervorgehoben. Die Vertreter der Relativitätstheorie wiesen Lenards Ansicht entrüstet zurück.
Eine Nobelpreisfrage.
Knapp vier Jahrzehnte später traf Max Born wiederum auf einen kritischen Geist, diesmal in Lindau am Bodensee.
Es handelte sich um den Chemiker Kurt Rudzinski. Damals verdingte er sich mit Wissenschaftsreportagen für die Leser einer renommierten Tageszeitung. Er wollte die Lindauer Nobelpreisträgertagung nutzen, um offene Fachfragen von kompetenter Seite klären zu lassen. Bei einem Zeitungsartikel über die Relativitätstheorie (FAZ vom 6. Oktober 1959) war Rudzinski auf das Problem gestoßen:
“Mit welcher Geschwindigkeit nähern sich zwei aufeinanderzufliegende Lichtwellen gegenseitig an?“
Ginge es um zwei Fahrräder mit Geschwindigkeiten a 15 Kilometer pro Stunde, würde man ohne weiteres antworten: 30 Kilometer pro Stunde. Auch das kann unter Umständen schon böse enden. Bei Lichtwellen jedoch ist die Frage brisanter.
Die Relativitätstheorie verlangt zwar einerseits, daß sich jede Lichtwelle für sich unbeeinflußbar mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, würde aber andererseits eine überlicht-schnelle Gegengeschwindigkeit der Lichtwellen ausschließen. Die Bewegung einer der beiden Lichtwellen fiele im Ergebnis ganz unter den Tisch: ein physikalischer Vorgang ohne Wirkung.
Der befragte Max Born, Verfasser eines literarischen Klassikers der Einstein-Lehre, gab diese Antwort:
“Selbstverständlich mit 300.000 Kilometer pro Sekunde. Wer etwas von Physik, von der Relativitätstheorie, von Lorentz-Transformationen und Minkowski-Räumen weiß, für den versteht sich das von selbst.“
Da außerdem der Schöpfer einer relativistischen Lichtquantentheorie, der berühmte Paul Dirac, anwesend war, sah auch dieser sich mit der Frage konfrontiert.
“Selbstverständlich mit 600.000 Kilometer pro Sekunde”, war Diracs Antwort, “Aber das ist keine echte Geschwindigkeit, sondern das sind zwei addierte Geschwindigkeiten. Warum wollen Sie sich das mit den 300.000 Kilometern pro Sekunde so schwer machen?”
Der Journalist hatte eigentlich von den Nobelpreisträgern Auskunft über die physikalische Essenz einer simpel erscheinenden Situation erwartet. Aber Born, der in der Bad Nauheimer Diskussion die Anschaulichkeit als Merkmal der Relativitätstheorie ausgerufen hatte, mußte nun auf die mathematische Begrifflichkeit und eine bloße Behauptung ausweichen. Dirac blieb mit seiner Erklärung anscheinend bei der Physik. Jedoch verwirrte er dann mit der Trennung in echte und unechte Geschwindigkeiten, die er unerläutert ließ. Auch Dirac war letztlich außerstande, die einfache Situation mit der Relativitätstheorie anschaulich zu beschreiben.
Und schon gar nicht war aufgefallen, daß eine Lichtwelle nach den beschworenen Lorentz-Transformationen gar keine Ausdehnung haben dürfte.“
- 4. November 2010
- Artikel
21. Juni 2019 um 21:07
Das ein Lichtstrahl gemäß der speziellen Relativitätstheorie aufgrund der unterstellten Längenkontraktion bei Lichtgeschwindigkeit die Ausdehnung NULL hat … sollte doch dieser Theorie den endgültigen Todesstoss versetzt haben …
Aber wir leben halt immer noch, speziell in Deutschland, in einer Obrigkeits höhrigen Gesellschaft …
Was soll man dazu sagen … außer vielleicht … Kampf allen Autoritäten!